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Landesmuseum Württemberg Schausammlung "LegendäreMeisterWerke. Kulturgeschichte(n) aus Württemberg"

Schausammlung "LegendäreMeisterWerke. Kulturgeschichte(n) aus Württemberg"

Anlässlich des 150-jährigen Gründungsjubiläums eröffnete das Landesmuseum Württemberg im Mai 2012 die Schausammlung "LegendäreMeisterWerke. Kulturgeschichte(n) aus Württemberg" im Alten Schloss. Mit über 1000 Werken aus 80.000 Jahren bietet die Ausstellung einen chronologischen Rundgang durch die Kulturgeschichte der Region. Hier finden Sie eine Auswahl der ausgestellten Objekte.

[ 398 Objekte ]

Eisernes Griffangelschwert mit Bronzescheide

Die keltische Bewaffnung des 2. und 1. Jahrhunderts vor Christus war zunehmend von funktionalen und taktischen Aspekten bestimmt und darin der römischen Militärausrüstung durchaus ebenbürtig. Die oft über 1 m langen Schwertklingen besaßen nun einen völlig abgerundeten Ort und waren reine Hiebwaffen, bestens geeignet für die von Caesar beschriebene keltische Reiterei. Da diese der römischen Kavallerie offenbar überlegen war, begegnete er ihr mit germanischen Reiterverbänden.

Eisernes Knollenknaufschwert mit Resten der Scheide

Eine besondere Rolle im Kultgeschehen der späten Eisenzeit wird den „Knollenknaufschwertern“ zugeschrieben. Diese rapierartigen Waffen sind fast ausschließlich aus Gewässerfunden bekannt. Obwohl einige der Klingen Parierscharten aufweisen, wurden viele Exemplare in der für Waffenopfer typischen Art verbogen. Vielleicht wurden sie als besondere „Turnierwaffen“ zunächst in Zweikämpfen an Furten und Flussübergängen benutzt und anschließend im Wasser versenkt.

Eiserner Spitzbarren

In spätkeltischer Zeit erreichte die Eisenverhüttung einen Höhepunkt. Der Rohstoff für Werkzeuge und Waffen wurde in großen Mengen produziert und über weite Strecken verhandelt. Bei Uttenweiler-Sauggart stieß man zwischen 1875 und 1933 wiederholt auf eng beieinanderliegende, zum Transport gebündelte Spitzbarren aus Eisen. Mit einem Gesamtgewicht von über 180 Kilogramm bildet das Spitzbarrendepot von Uttenweiler-Sauggart den bislang größten derartigen Fund in Südwestdeutschland.

Bronzenes Vollgriffschwert mit Antennengriff vom Typ „Corcelettes“

In der Bronzezeit waren Spiralen und konzentrische Kreise neben dem Motiv des Speichenrads oder Radkreuzes die wichtigsten Symbole für die Sonne. Auf Schwertern zierten sie vor allem den Griff. Zwei Spiralen bilden die Knaufzier des Schwertes aus Bad Schussenried. Die sorgfältige Ausführung der Motive zeigt, dass die Symbole eine zentrale Rolle für die Schwertträger spielten, die sich von ihnen Schutz und Beistand erhofften.

Spatha, damasziert mit Musterstreifen in Schachbrettmuster

Ende des 19. Jahrhunderts wurden bei Steinbrucharbeiten in Crailsheim-Ingersheim mehrere Gräber aufgedeckt. Aus einem stammt die Spatha mit ihrem kunstvollen Dekor aus Streifen- und Torsionsdamast. Auf einem dreibahnigen Musterstreifen wechseln sich verdrehte und nicht verdrehte Stäbe so ab, dass ein Schachbrettmuster entsteht. Solche Klingen waren selbst bei Königen hoch geschätzt, wie ein erhaltener Brief Theoderichs des Großen belegt.Eine Replik der Spatha aus Crailsheim-Ingersheim wurde 1992 von Manfred Sachse hergestellt.

Schwertperle

Schwertperlen waren vermutlich magische Amulette oder Talismane, die den Träger vor Unglück schützen und die Effektivität des Schwertes erhöhen sollten. Sie waren oftmals in Edelmetall eingefasst und aus hochwertigen Materialien gefertigt. Identische Perlen finden sich auch in reichen Frauengräbern. Die Frauen trugen sie als Amulette an langen Bändern an ihren Gürteln. In den reich ausgestatteten Männergräbern des Frühmittelalters waren Schwertperlen meist im oberen Drittel der Scheide zu finden. Sie wurden mit einem Band, wahrscheinlich aus Leder, am Griff oder direkt an der Scheide angebracht. Vermutlich dienten sie so auch der Befestigung der Klinge in der Schwertscheide. Eine spezielle Wickelung des Bandes um den Griff könnte ein Herausrutschen der Klinge verhindert haben.

Spatha

Die Spatha von Donzdorf dokumentiert die neue Trageweise, die sich im 7. Jahrhundert durchsetzt. Das Schwert wird jetzt mittels eines Schleppriemens nach hinten schräg vom Körper abstehend getragen. Diese Trageweise bringt offenbar Vorteile beim Reiten. Die Inszenierung als Reiterkrieger wird im 7. Jahrhundert immer wichtiger, wie die häufigen Beigaben von Sporen und Reitzubehör in den Gräbern belegen. Auch der Reiterkrieger von Donzdorf wurde um die Mitte des 7. Jahrhunderts schwer bewaffnet bestattet. Neben Schild und Lanze führte er auch zwei Schwerter.

Bronzenes Vollgriffschwert

Die ersten Bronzeschwerter erschienen in Mitteleuropa am Beginn der mittleren Bronzezeit, im 17. Jahrhundert vor Christus. Ihre Entstehung verdanken sie Anregungen durch karpatenländische Vorbilder und einheimischen Dolchformen. Besonders im süddeutschen Raum entstanden rasch Zentren einer eigenständigen Schwertproduktion. Griffplattenschwerter mit organischem Griff und Schwerter mit separat gegossenem Bronzegriff treten hier fast gleichzeitig auf. Das Vollgriffschwert aus Engstingen-Großengstingen zählt zu den ältesten Exemplaren aus Süddeutschland.

Eisernes Griffzungenschwert

Lange Hiebschwerter gelten als Statussymbole der frühen Eisenzeit, der sogenannten Hallstattzeit. Zunächst wurden sie noch aus Bronze, wenig später aus dem nun dominierenden Eisen gefertigt. Aus dem neuartigen Metall ließen sich aufgrund seines geringeren spezifischen Gewichts und der Herstellungsweise in Schmiedetechnik noch längere Klingen fertigen. Die Griffschalen aus organischem Material sind verloren.

Zwölf Fragmente eines bronzenen Vollgriffschwerts vom Typ „Mörigen“ mit...

Die absichtliche Zerstörung von Schwertern ist ein häufiges Phänomen in der Bronzezeit. Gelegentlich wurden sie während der Bestattung regelrecht zerstückelt. Im Ritual der Zerstörung wurde die Totenfeier so gleichsam zu einem öffentlichen Opfer. Zugleich wurde das Schwert der diesseitigen Welt entzogen und dem Jenseits übereignet. In einem Grab bei Blaubeuren-Asch fand sich das in zwölf Teile zerbrochene Schwert unmittelbar neben dem Kopf des Toten. Zum weiteren Grabinventar gehören ein Bronzeortband, 30 bronzenen Pfeilspitzen, ein bronzener Ringknebel vom Köchergehänge sowie zwei Keramikgefäße.

Replik einer Schwertscheide

Die Schwertscheide aus Gutenstein zeigt einen tanzenden Krieger mit Wolfsmaske, eines sogenannten „Ulfhednars“. Er hält eine Lanze und präsentiert sein Ringschwert. Diese Tierkrieger waren wohl Angehörige von kultischen Kriegerbünden und werden in den altnordischen Schriftquellen vielfach erwähnt. Die original silberne Schwertscheide wurde 1887 in einem Männergrab aus dem 7. Jahrhhundert gefunden und nach Berlin verkauft. Von dort wurde sie am Ende des Zweiten Weltkrieges nach Moskau verschleppt. Heute befindet sie sich im dortigen Puschkin-Museum. 1895 wurden im RGZM Mainz Nachbildungen für die Altertümersammlungen in Karlsruhe und Stuttgart angefertigt.

Kleiner Faustkeil, Schaber und Spitze aus der Heidenschmiede

Die Nische unter dem Felsdach der Heidenschmiede bot zusammen mit dem Vorplatz immerhin eine bewohnbare Fläche von 30 qm und wurde durch den Neandertaler wiederholt aufgesucht. Hier fand er Schutz gegen Regen und Sturm und hatte eine weitreichende Aussicht auf das weite, offene Brenztal und konnte die Jagd auf Rentier, Pferd, Mammut und Wollnashorn planen. Für die Herstellung der Steingeräte verwendete der Neandertaler vor allem lokal vorkommenden Jurahornstein und in wenigen Fällen aus den eiszeitlichen Schottern aufgelesenen roten Radiolarit.[Fabian Haack]

Regiswindislegende. Bild I: Markgraf Ernst von Bayern wird mit der Herrschaft...

Auf fünf Tafelbildern ist die Legende der heiligen Regiswindis aus Lauffen am Neckar dargestellt, die eines gewaltsamen Todes starb und schließlich heiliggesprochen wurde. Der Legende nach war Regiswindis das Kind des Grafen Ernst vom Nordgau bei Bamberg und seiner Frau Fridburga. Sie lebte mit ihren Eltern auf dem Königshof in Lauffen. Als sie sieben Jahre alt war, wurde sie von ihrer Amme erdrosselt und in den Neckar geworfen. Der Leichnam ging nicht unter und wurde nach drei Tagen ohne Verwesungserscheinungen gefunden, weshalb Regiswindis bald als Heilige verehrt wurde. Das erste Bild des Zyklus zeigt, wie Regiswinidis‘ Vater, der Markgraf Ernst von Bayern (bezeugt ab 829) von Kaiser Ludwig dem Frommen (reg. 813-840) mit der Herrschaft über Lauffen belehnt wird. Der Kanzler, der neben dem thronenden Kaiser steht, übergibt gerade die Lehnsurkunde. Kopie um 1620 nach einem Original von 1477.

Legende der heiligen Regiswindis, Bild III: Der Pferdeknecht wird verprügelt

Die dritte Szene des Bilderzyklus um die heilige Regiswindis zeigt die verhängnisvolle Bestrafung des Pferdeknechts. Dieser wird gerade von einem Schergen des Markgrafen Ernst von Bayern übers Knie gelegt. Rechts im Bild befindet sich der Markgraf mit seinen Gefolgsleuten und beobachtet die durch ihn verhängte öffentliche Züchtigung. Bei dem gesamten Zyklus handelt es sich um Kopien des 17. Jahrhunderts, die ein Original von 1477 als Vorlage nutzten. Die Gemälde wurden vermutlich von Herzogin Barbara Sophia von Württemberg für Schloss Urach in Auftrag gegeben. Es handelt sich hierbei um die einzig bekannte Darstellung der Legende der hl. Regiswindis aus dem 17. Jahrhundert. [Saskia Watzl]

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