Diese Silbermünze des Mithridates VI. Eupator von 86/85 v. Chr. wurde wahrscheinlich in Pergamon ausgegeben, das seit der Eroberung der römischen Provinz Asia 88 v. Chr. durch den König neue Hauptstadt des Pontischen Reiches war. Doch nur wenige Jahre lang konnte das heutige Kleinasien von Pontos gehalten werden, bis im Jahr 85 v. Chr. General Sulla das Gebiet für Rom zurückgewann und den sogenannten 1. Mithridatischen Krieg beendete.
Als Gegenspieler Roms und selbsternannter „Vorkämpfer der Griechen“ ließ sich der von der Südküste des Schwarzen Meeres stammende und eher persisch geprägte Monarch im Porträt gerne hellenistisch idealisiert darstellen, was, wie auf der Vorderseite dieser Münze erkennbar, zu einer deutlichen Imitation Alexanders des Großen samt dessen typischem Haarwirbel über der Stirn führte. Das Rückseitenbild dieser Tetradrachme scheint auf den ersten Blick dem aller vorherigen Prägungen dieses Nominals unter Mithridates VI. zu entsprechen, doch wurde ab 88 v. Chr. der trinkende Pegasos gegen einen äsenden Hirschen eingetauscht. Möglicherweise sollte hier das Wappentier des Artemisions von Ephesos, des wichtigsten Heiligtums Kleinasiens, als neues Münzbild etabliert werden, das auch bis zum Ende der königlichen Münzprägung 67/66 v. Chr. beibehalten wurde, obwohl zu diesem Zeitpunkt Ephesos und Kleinasien für Pontos schon lange verloren waren.
(Sonja Kitzberger)
Vorderseite: Kopf des Mithridates VI. Eupator mit Herrscherbinde nach rechts.
Rückseite: Äsender Hirsch nach links, links und rechts je ein Monogramm, rechts Jahreszahl BIΣ (= 212 der pontischen Ära = 86-85 v. Chr.).
de