Die Brettier, ein antiker Stammesverbund im heutigen Kalabrien, wurden ab 216 v. Chr., nach der Schlacht von Cannae, zu Verbündeten des Karthagers Hannibal, mit dem sie eine aus früheren Niederlagen gespeiste Feindschaft gegenüber Rom teilten. In diesem Jahr begann auch die von der griechischen Stempelschneidekunst beeinflusste sowie von karthagischen Interessen und Ressourcen geförderte Prägung von Gold-, Silber- und Bronzemünzen, die, wie auch diese Drachme, mit dem Ethnikon BPETTIΩN bezeichnet sind. Der schöne Kopf der Göttin Hera mit Schleier und Zepter ziert im Stil syrakusanischer und ptolemäischer Münzmotive die Vorderseite des Silberstücks, auf der Rückseite ist wahrscheinlich ihr Göttergatte Zeus zu erkennen. Eine alternative Deutung als Poseidon, der dementsprechend mit Amphitrite auf der Münzvorderseite gepaart sein soll, verdankt sich vermutlich dem maritimen Beizeichen, das hier eine Krabbe, in anderen Fällen aber auch einen Adler darstellt. Für Hera als Münzmotiv spricht die Tatsache, dass in dem erwähnten Jahr 216 v. Chr. die griechische Hafenstadt Kroton mitsamt dem italischen Bundesheiligtum der Hera Lakinia von den Brettiern erobert werden konnte.
(Sonja Kitzberger)
Vorderseite: Kopf der Hera Lakinia mit Polos, Schleier und Zepter nach rechts.
Rückseite: Zeus steht nach links mit dem rechten Fuß auf einem ionischen Säulenkapitell. Er hält ein langes Zepter in der rechten Hand. Links eine Krabbe (Beizeichen).