Zur Sammlung der Musikinstrumente gehören auch Objekte, die vor allem die kulturhistorischen Aspekte des Musiklebens beleuchten, wie etwa das Alltagsleben von Musiker*innen. Der bunt bemalte Cellokasten ist ein solches Objekt: Aus Nadelholz gezimmert, lassen im Inneren nur noch einige Fäden vermuten, dass der Koffer einmal mit einem Stoffpolsterausgelegt war. Um die Schreinerarbeit zu vereinfachen, wurde das Cello jedoch nicht gerundet nachgezeichnet, sondern in ein unregelmäßiges Vieleck überführt, das der Form nur grob entspricht. Für Steg und Griffbrett ist auf der Vorderseite eine winkelförmige Erhebung angebracht. Die grundsätzliche Funktionsweise hat sich bis heute kaum geändert: Mit zwei Scharnieren kann der Deckel zur Seite aufgeklappt werden, links befindet sich ein Schloss, und auf Höhe des Wirbelkastens wird die Schließung noch einmal mit einer Hakenschließe gesichert. Auch Tragegurte waren wohl angebracht, um das Instrument auf die Schultern heben zu können.
Die Ölbemalung unterstreicht die Wichtigkeit des Objekts im Alltag, ist jedoch - dem Status als Gebrauchsgegenstand entsprechend - nicht besonders anspruchsvoll ausgeführt. Besonders die Auswölbung wird hervorgehoben, auf der ein Notenbuch und ein Gehänge aus Musikinstrumenten unter einer stehenden Figur dargestellt sind. Die stehende Figur stellt Apoll, den Gott der Saitenmusik, wie an seiner Lyra zu erkennen ist, unter einem weiter aufspannenden roten Baldachin dar. Der obere Teil des Kastens wiederum ist mit einem Stillleben aus Früchten und Blüten geschmückt, auf dem ein weißer Vogel sitzt. Interessanterweise wurde dieser Kasten bereits im 19. Jahrhundert ohne Instrument in einer Sammlung als eigenes Kunstwerk aufbewahrt.
[Till Stehr]