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Landesmuseum Württemberg Kunstkammer der Herzöge von Württemberg

Kunstkammer der Herzöge von Württemberg

Die Kunstkammer der Herzöge von Württemberg gehört mit mehr als 3.000 erhaltenen Objekten zu den bedeutendsten historischen Kunstkammern Europas und zeichnet sich durch eine besonders dichte Überlieferung aus. Erstmals wird die Kunstkammer in der Regierungszeit Herzog Friedrichs I. (1593-1608) erwähnt. Bis heute zählt sie zu den wichtigsten Kernbeständen des Landesmuseums und ist das Herzstück des Hauses.
Neben kostbaren kunsthandwerklichen Arbeiten aus seltenen Materialien umfasst die Sammlung Exotica, die aus fernen Ländern nach Europa importiert wurden, und eine Fülle an kuriosen Dingen, ausgestopften Tieren, magischen Gegenständen, Bronzen, Uhren, Miniaturen, Modellen von Arbeitsgeräten und vieles mehr. In dieser Vielfalt stellt die Kunstkammer eine Enzyklopädie von Objekten dar, in der alle Bereiche der Welt, von Menschen Geschaffenes ebenso wie Zeugnisse der Natur, vertreten sein sollten.
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft förderte 2012 bis 2015 das Projekt zur Erforschung von Bestand, Geschichte und Kontext der württembergischen Kunstkammer, dessen Forschungsergebnisse in einer mehrteiligen Buchpublikation sowie hier online der Öffentlichkeit und der Wissenschaft zugänglich gemacht werden.

[ 3984 Objekte ]

Dilge für das Turnier-Rennen, 16. Jahrhundert

Die verschiedenen Varianten des Turniers erforderten spezielle Rüstungen. Beim „Rennen“ ging es darum, den Gegner aus dem Sattel zu werfen oder seinen Schild, die Renntartsche, zu zersplittern. Die Beine des Reiters wurden mit so genannten Dilgen geschützt. Sie sind so gearbeitet, dass ein Lanzenstich diese nicht durchdringt, sondern an der Außenseite abgleitet. Diese Dilge ist mit einem getriebenen Rillenmuster verziert, das zentral auf das Knie zuläuft. In schriftlichen Quellen des 19. Jahrhunderts werden noch beide Dilgen aufgelistet, heute ist nur noch die rechte vorhanden. [Lilian Groß]

Intaglio mit Amor mit Waage und Heroldstab (?)

Der rundovale Ringstein aus hellrot-orangenem Karneol ist in einem neuzeitlichen Goldring gefasst. Der Ring ist profiliert, teilt sich nach vorne hin auf und hat eine unten gerippte Fassung. Der Stein ist an den Schnittkanten leicht ausgefranst, die Oberfläche ist leicht verkratzt und flau. Dargestellt ist ein nach links schreitender geflügelter Amor mit langen Haaren und Knoten im Nacken. In der vorgestreckten Rechten hält er eine Waage, in der herabhängenden Linken einen aus zwei Kreisen gestalteten Gegenstand, der einem Heroldstab (caduceus) ähnelt. Amores, die Seelen wiegen, sind ein durchaus geläufiges Motiv. Das rechte Bein ist vorgestellt, er steht auf einer schmalen Grundlinie. Die summarische Arbeit wurde mit dem birnenförmigen und einem schmalen Zeiger ausgeführt. [Marc Kähler]

Riemenhalter eines Pferdezaumzeugs, Fundort Köngen, 12. Jahrhundert

Im Inventar des 19. Jahrhunderts wurde der Riemenhalter als Weihrauchlöffel deklariert und dem Sammlungsbereich Kunsthandwerk zugeordnet. Im Rahmen des Forschungsprojektes am Landesmuseum wurde das Objekt richtig als Riemenhalter eines Pferdezaumzeugs erkannt. Er stammt aus dem 12. Jahrhundert und ist reich verziert. Den Stiel bildet ein drachenartiges Tier, dessen Schwanz in einem fächerartig in einer Palmette endet. Zusätzlich ist der Drache mit Ritzlinien versehen, an der Innenseite ist ein Bügel angebracht. Der gehöhlte Schaft ist von drei Löchern durchbrochen und an der Außenseite mit einer menschlichen Groteske versehen. Reste der einstigen Feuervergoldung sind noch erkennbar. [Lilian Groß]

Intaglio mit bekränztem Porträt (Apollo?)

Der achteckige Ringstein aus einem dunkelgrünen Jaspis mit rotbraunen Einsprengseln ist in einem neuzeitlichen Goldring gefasst und zeigt ein männliches Porträt mit längeren Haaren und einem voluminösen Kranz nach links. Das Stück ist sehr einfach und summarisch ausgeführt, Mund, Nase und Auge sind mit flüchtigen Strichen gesetzt. Das vorliegende Stück ist eine typische Arbeit des 16./17. Jahrhunderts und lässt sich dem Umfeld der sog. „Lapislazuliwerkstatt“ zuweisen. Der Dargestellte lässt sich mangels sicherer Attribute nicht zweifelsfrei identifizieren, Köpfe mit Lorbeerkranz meinen oft Herrscher bzw. römische Kaiser und finden sich in vielen Sammlungen. Die gesamte Erscheinung des Jugendlichen mit längeren Haaren und Kranz könnte aber ebenso als Apollo zu verstehen sein. [Marc Kähler]

Persischer Dolch mit Scheide, 18. Jahrhundert

Der Dolch aus Persien besticht durch sein hellrotes Blumenmuster auf grünem Grund, dazwischen setzen golden tauschierte, florale Motive Akzente. Sowohl der Griff als auch die Scheide sind mit dem Blumendekor überzogen, zusätzlich bilden kleine Diamanten auf der Kappe des Griffes eine Rosette. Wie dieser Dolch in die württembergische Kunstkammer gekommen ist, lässt sich heute nicht mehr rekonstruieren. Vielleicht als Geschenk, auf jeden Fall bereicherte er die Kunstkammer als exotische und kostbare Waffe. [Lilian Groß]

Kameo mit männlichem Porträt (Antoninus Pius?)

Der hochovale Ringstein aus opak weißem und milchig hellem sowie rot hinterlegtem Lagenachat ist in einem Ring gefasst und zeigt ein bärtiges Porträt im Profil nach rechts. Der Hals verjüngt sich nach unten hin, das Gesicht ist eckig. Die Nase ist flach, das Auge und die Lider sind tief in das Gesicht eingeschnitten, das Ohr ist recht groß. Der Bart ist lockig, der Schnurbart dreht sich auf der Wange auffällig ein. Die kurzen Haare sind leicht gewellt, im Nacken sind sie etwas länger. Der Dargestellte trägt einen Kranz aus langen, schmalen Blättern im Haar. Die durchschnittliche bis gute Arbeit wird wohl einen römischen Kaiser darstellen, allerdings ist eine eindeutige Benennung aufgrund der ungenauen Physiognomie wie so oft nicht möglich. Man wird am ehesten an Hadrian (76-138 n. Chr.) oder Antoninus Pius (86-161 n. Chr.) denken. [Marc Kähler]

Salzfässchen aus Elfenbein eines Sets, um 1600

Die beiden nahezu identischen Salzfässchen aus Elfenbein bestehen aus einem runden, profilierten Sockel mit fünf gedrehten Säulen und eingestellten, frei stehenden Balustern. Diese sind horizontal fein eingesägt und vermitteln dadurch den Eindruck eines Bäumchens oder Pinienzapfens. In der Mitte strebt eine kleine Schmuckspitze nach oben. Auf dem Deckel befindet sich eine Mulde zur Aufnahme des Salzes. Aufwändig gestaltete Salzgefäße spielten in der Tafelkultur des 16. und 17. Jahrhunderts eine große Rolle, denn die kostbaren Gewürze und Salz sollten angemessen präsentiert werden. Solche Stücke waren zwar Bestandteil der Kunstkammer, wurden aber zu Festbanketten verwendet. Damit zeigt sich hier sehr schön die Verschränkung von Repräsentation in der Kunstkammer und allgemein bei Hofe. Hier handelt es sich um das etwas kleinere Exemplar. [Marlene Barth/Maaike van Rijn]

Intaglio mit Herkules und Amor

Der hochovale Ringstein aus rotbraunem Glas ist in einem Ring gefasst, er hat eine unten gerippte Kastenfassung und einen dreiseitigen Reif. Dargestellt ist der kniende Herkules, der von Amor überwunden wird. Herkules kniet auf seinem linken Knie, das rechte Bein hat er angewinkelt. Sein muskulöser Körper ist nach links gewendet, der linke Arm ist nach hinten hin angewinkelt, mit dem erhobenen rechten Arm schwingt der Halbgott seine Keule nach oben. Er blickt nach links, hat einen voluminösen Vollbart und kurze lockige Haare. Auf seinem rechten Oberarm und vermutlich hinter seinem Gesäß sind Teile des Löwenfells zu erkennen. Auf seinem Rücken hockt ein kleiner geflügelter Amor, der sich an Herakles Nacken festklammert. Das vorliegende Stück ist ein Abdruck nach einer sehr qualitätvollen und detailreichen Vorlage der zweiten Hälfte des ersten Jahrhunderts v. Chr. [Marc Kähler]

Eine durchbrochene Dose aus Elfenbein aus einem Set, Anfang 17. Jahrhundert

Die beiden nahezu identischen Dosen bestehen aus einem unteren zylindrischen Dosengefäß, das durch filigrane Elfenbeinschnitzereien vielfach durchbrochen ist, und einem weiteren zylindrischen, kleineren, ebenfalls von floraler Ornamentik durchbrochenen Aufsatz. Vier außen angebrachte Volutenfüße sind Schmuckornament, Griffe und Füßchen zugleich. Die Einträge in den Inventaren der Kunstkammer machen deutlich, dass die beiden Elfenbeindosen als kunstvolle Verschmelzung von Drechsel- und Schnitzkunst verehrt und bewahrt wurden. Besondere Wertschätzung erfuhr dabei der Polyeder auf dem Deckel des oberen Zylinders, der sich leider nicht erhalten hat. Die Dosen unterscheiden vor allem durch die Formen im Muster des unteren Dosenteils, hier handelt es sich um das etwas größere Exemplar. [Marlene Barth/Maaike van Rijn]

Intaglio mit Krieger mit Lanze und Schwert

Der hochovaler Ringstein aus hellrot unterlegtem, transparentem Achat ist in einem neuzeitlichen Goldring gefasst und zeigt eine stehende unbekleidete männliche Figur. Mit der Linken stützt sie sich auf eine Lanze, mit der zum Bauch geführten Rechten hält sie ein Schwert mit rundem Ende (Ortband der Schwertscheide?). Beide Beine stehen parallel nebeneinander, das hintere rechte ist leicht angewinkelt und etwas verkürzt dargestellt. Der umlaufende Rand ist mit quer liegenden kurzen Strichen gestaltet und teilweise von der Fassung überdeckt. Die Bauchmuskulatur ist mit dem Rundperlzeiger gesetzt, die gesamte Arbeit ist sehr sorgfältig ausgeführt. Der Stein wurde bislang als „römisch in etruskisierendem Stil“ angesehen, Martini weist ihn als etruskische Arbeit des sog. Ringsteinstils aus. [Marc Kähler]

Ein Salzfässchen mit Miniaturschloss aus einem Set, 1. Hälfte 17. Jahrhundert

Die beiden Salzfässchen bestehen aus einem runden Unterbau, der von sechs außen angebrachten Volutenfüßen getragen wird, welche Schmuckornamente, Griffe und Füßchen zugleich sind. Zwischen diesen ragen ebenfalls sechs kunstvoll durchbrochene Maßwerkpfeiler auf, die oben eine Deckelplatte tragen, in die das flache Salzschälchen eingelegt ist. Im mittleren Zwischenraum befindet sich jeweils ein Miniaturschlösschen, das nach mittelalterlichen Vorbildern phantasievoll stilisiert wurde. Salzfässchen waren im 16. und 17. Jahrhunderts beliebte Repräsentations- und Sammelobjekte, zumal sie auch eine Doppelrolle spielten: zum einen fanden sie direkt auf der höfischen Tafel Verwendung und zum anderen sollten sie als Objekte der Kunstkammer innerhalb der Sammlung repräsentativ den Ruhm des Fürsten mehren. Dieses Exemplar ist das etwas kleinere. [Marlene Barth/Maaike van Rijn]

Intaglio mit weiblichem Porträt (Berenike?)

Der hochovale Ringstein aus dunkelrotem Karneol ist in einem Ring gefasst und zeigt eine weibliche Porträtbüste. Das Gesicht ist rund, das Kinn ist schwer. Die Nase ist gerade und leicht von der Stirn abgesetzt. Die Dargestellte hat lange, lockig gewellte Haare, die bis auf die Brust fallen. Auf der Stirn befindet sich eine Arte Knoten, von dem aus die Haare nach hinten weisen. Sie trägt einen schmalen Reifen im Haar sowie einen Schleier, der den gesamten Hinterkopf bedeckt. Der Schleier ist in einzelne Falten gelegt, von denen die vorderste in einem Mäander herabfällt. Gute und sichere Arbeit. Die mäandrierenden Locken verweisen dieses Stück, das in den Kunstkammerinventaren als Berenike erfasst ist, in das späte 17. bzw. an den Anfang des 18. Jahrhunderts. [Marc Kähler]

Turboschneckenpokal mit Drachenfuß, 1. Hälfte 17. Jahrhundert

Exotische Tiere und ihre Gehäuse übten eine große Faszination aus, weshalb sie zu Trinkgeschirren, aber auch zu Behältnissen wie zum Beispiel Pulverflaschen verarbeitet wurden. Das fremde Aussehen regte die Fantasie der Künstler an; fortan hielten Fabelwesen Einzug in die Gefäßformen. Drachen, Basilisken und mehrköpfige Ungeheuer bevölkern die Dekorationen. Für die Basis des Pokals wurde die Chiragra-Spinnenschnecke (Lambis Chiragra) verwendet, während die Kuppa aus einer Turbanschnecke (Turbo marmoratus) gebildet wurde. [Katharina Küster-Heise]

Intaglio mit ausruhendem Herkules

Der hochovale Ringstein aus einem mehrfarbig gebänderten Achat ist in einem neuzeitlichen Ring gefasst. Soweit erkennbar ist eine auf einem Felsen sitzende unbekleidete männliche Figur (Herkules?) dargestellt, der Kopf ist nach links. Der linke Arm ruht auf dem angewinkelten linken Bein. Der rechte Arm liegt neben dem Oberkörper. Darstellungen des ruhenden Herkules sind häufig anzutreffen. Das Material des Steines ist absolut ungewöhnlich, eine derartige Färbung ist in der Antike eigentlich unbekannt. Die in ihren Grundzügen noch erkennbare ausgewogene Darstellung spricht dennoch für ein antikes Entstehungsdatum. Laut dem Hauptbuch der Kunstkammer gehörte das vorliegende Objekt zu einer Gemmensammlung Herzog Friedrichs von Württemberg-Neuenstadt (1615-1682), die von dem französischem Mediziner und Numismatiker Charles Patin (1633-1693) inventarisiert wurde. [Marc Kähler]

Turboschneckenpokal, 1. Hälfte 17. Jahrhundert

Exotische Tiere und ihre Gehäuse übten eine große Faszination aus, weshalb sie zu Trinkgeschirren, aber auch zu Behältnissen wie zum Beispiel Pulverflaschen verarbeitet wurden. Das fremde Aussehen regte die Fantasie der Künstler an; fortan hielten Fabelwesen Einzug in die Gefäßformen. Drachen, Basilisken und mehrköpfige Ungeheuer bevölkern die Dekorationen. Für diesen Pokal wurde eine Nautilusmuschel kunstvoll verarbeitet. Sie ruht auf einer weiblichen Figur, die in alten schriftlichen Quellen als Fortuna gedeutet wird. [Katharina Küster-Heise]

Intaglio mit Serapisbüste

Der hochovale Ringstein aus opak schwarzem Achat ist in einem neuzeitlichen Goldring gefasst. Der Ring ist profiliert, vorne geperlt und hat eine unten gerippte Kastenfassung mit gerillten Rändern. Dargestellt ist eine Serapisbüste nach links mit Modius auf dem Haupt. Sie hat glattes Haupthaar mit eingedrehten Stirnlocken unter einem Haarreif. Der Mantel läuft um den knappen Büstenausschnitt. Der sächsische Bildformer Philipp Daniel Lippert schreibt über das qualitätvolle Stück 1776 folgendes: „477.) Schwarzer Achat. Gehört dem Herzoge von Württemberg. Diese fünf Steine stellen den Kopf des Serapis vor […]. Die Arbeit auf diesem Steine ist kein Muster für den Künstler; sondern der Stein ist wegen der Seltenheit für Gelehrte merkwürdig“ Von dem Stuttgarter Original befindet sich in Würzburg eine Glaspaste. [Marc Kähler]

Silen mit Bacchusknaben, 16. Jahrhundert

In den Inventaren der Kunstkammer werden alle in der Ausstellung gezeigten Bronzen unter der Bezeichnung „antik“ geführt. Tatsächlich handelt es sich um Kleinbronzen des 16. und 17. Jahrhunderts, die an antike Werke angelehnt sind und sie in verkleinerten Kopien, Teilrepliken oder freien Nachschöpfungen umsetzten. Wurden die Figuren im Glauben erworben, sie seien tatsächlich antik? Oder genügte die – wenn auch nur vage – Präsenz der Antike in der Kunstkammer? Bei dieser Bronze handelt es sich um eine getreue Wiederholung der bekannten antiken Plastik aus dem Kreise des Lysipp und stellt einen Silen mit Bacchusknaben dar. [Fritz Fischer]

Intaglio mit arabischer Schrift

Der achteckige Ringstein aus einem orangeroten Karneol mit geringen schwarzen Einschlüssen ist in einem Silberring gefasst, der eine achteckige, unten verzierte Kastenfassung besitzt. Am Rand gibt es rund herum leichte Abplatzungen. Dargestellt ist ein kaligrafischer arabischer Schriftzug. Der Hintergrund ist mit zwei kleinteiligen Blütenranken verziert, das Bildfeld ist durch eine doppelte Linie umrahmt. Ein bis auf den Schriftzug identisches Gegenstück ist Inv. Nr. KK grün 170, das jedoch etwas schwungvoller gearbeitet ist. Der vorliegende Schriftzug wurde bislang als Lutf Abdullah gedeutet, eine Übersetzung liegt nicht vor. Kunstobjekte aber auch Waffen aus dem islamischen Kulturkreis waren in europäischen Kunstkammern sehr beliebt. [Marc Kähler]

Bacchus mit Trauben pressendem Faun, Mitte 16. Jahrhundert

Der Besucher der Stuttgarter Kunstkammer dürfte sofort erkannt haben: Die Bronze spiegelt ein Schlüsselwerk Michelangelos wider, die 1496/97 entstandene Marmorstatue des trunkenen Bacchus. Der gebildete Kunstkenner wird zudem Unterschiede gesehen haben: Während das Vorbild allansichtig bestaunt werden wollte, scheint die Stuttgarter Figur auf den Betrachter zuzuschreiten. [Fritz Fischer]

Intaglio mit sitzendem Hund

Vermutlich ein Skarabäus aus einem durchscheinenden Karneol ist neuzeitlich als Petschaft in Gold gefasst, die Fassung ist teilweise überkragend. Das Petschaft hat eine oben radial gerippte Kastenfassung und einen flachen vasenförmigen Griff mit Öse. Dargestellt ist ein nach rechts sitzender Hund, dessen Körper mit zwei großen miteinander verbundenen Rundperlschnitten gestaltet ist. Das Auge und die Füße sind mit kleinen Rundperlen, die Schnauze, die Ohren, der kurze Schwanz und die Gliedmaßen sind mit geraden Schnitten gesetzt. Das Bild wird durch eine umlaufende unregelmäßige Randlinie eingefasst. Die flüchtige Arbeit ist im etruskischen Rundperlstil ausgeführt. Ob es sich hierbei um einen Skarabäus handelt, kann aufgrund der Fassung nicht begutachtet werden, ist aber in Analogie zu vergleichbaren Stücken wahrscheinlich. [Marc Kähler]

Becher mit Darstellung einer Belagerungsszene, um 1700

Der Kugelfußbecher besticht nicht nur durch sein edles und kostspieliges Material, sondern weist zudem den Reiz einer umlaufenden Szenerie einer belagerten Stadt auf. Erst das Betrachten von allen Seiten zeigt die erzählerische Vielfalt mit fliegenden Kanonenkugeln und einem Soldaten mit Munition. [Ulrike Andres]

Unverzierter Achatring

Ein Fingerring komplett aus einem milchig weißen, bernsteinfarbenen und durchscheinend gelben Achat gefertigt. Der Ring besteht aus einem dreieckigen Reif mit einem Knoten in der hinteren Mitte und zwei abgesetzten dreieckigen Seitenpartien, sowie einer flachen, achteckigen, ungravierten Siegelfläche, die durch einen deutlichen Einzug vom Reif abgesetzt ist. An den Rändern gibt es leichte Abplatzungen. Hierbei handelt es sich um ein Rohstück, das aber sauber und sorgfältig gearbeitet ist. Inv. Nr. KK grün 188 ist in seiner Grundform sehr ähnlich, jedoch auf der Siegelfläche verziert. [Marc Kähler]

Schmuckanhänger mit Darstellung von Amor als Honigdieb, Ende 17. Jahrhundert

Reizvoll ist der Anhänger mit dem antiken Motiv von Amor als Honigdieb. Nach seiner Tat von Bienen gestochen, spürt er nun selbst die Pein, die seine Pfeile in den Herzen der Menschen verursachen. [Ulrike Andres]

Intaglio mit Meerthiasos mit Venus und Amor

Der Fingerring ist komplett aus einem mehrfarbigen Achat gefertigt und besteht aus einem dreieckigen Reif mit einem mittigen Knoten, zwei dreieckigen Seitenpartien sowie einer achteckigen Siegelfläche, die einen Meerthiasos zeigt. In einem leicht welligen Meer schwimmen zwei Hippokampen nach rechts. Sie haben lange Körper mit langen, dünnen Schwänzen. Der vordere blickt nach rechts, während der hintere sich umwendet. Beide haben Pferdeköpfe mit einem langen Horn auf der Stirn. Auf dem Rücken des vorderen Hippokampen steht frontal eine unbekleidete weibliche Figur (Venus), die mit beiden Händen eine Stoffbahn über ihren Kopf hält. Links neben ihr steht ein kleiner geflügelter Amor, der zwei Zügel in der Hand hält, die hinter der Venus zu den Mäulern der Hippokampen reichen. Die Darstellung ist sauber gearbeitet, jedoch nachlässig proportioniert und etwas unausgewogen. [Marc Kähler]

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