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Landesmuseum Württemberg Neuenstädter Sammlung

Neuenstädter Sammlung

Sammlung der Herzöge von Württemberg-Neuenstadt, die von den Herzögen aus der württembergischen Nebenlinie Neuenstadt zusammengetragen wurde. Im Jahr 1729 erwarb Herzog Eberhard Ludwig reg. 1693–1733 aus der Hauptlinie des Hauses Württemberg die Neuenstädter Sammlung und integrierte sie in die Stuttgarter Kunstkammer.

[ 2142 Objekte ]

Sesterz des Hadrian mit Darstellung der Fortuna

Das Steuerruder ist das typische Attribut der Glücksgöttin Fortuna, das ihr zum einen zur Lenkung der Welt dient, andererseits auch ganz konkret die damals gefährlichen Seereisen oder die für Rom lebenswichtigen Weizenlieferungen übers Meer symbolisieren kann, deren Gelingen vom Wohlwollen der Fortuna abhing. Wie auf diesem Sesterz von Hadrian zu erkennen ist, trägt sie außerdem ein Füllhorn, das Zeichen für Wohlstand und Überfluss. Ihre Gunst war in vielen Lebensbereichen gefragt, weshalb kaum eine andere Gottheit der römischen Antike über eine ähnliche Zahl von Beinamen und Zuständigkeiten verfügte. Im Abschnitt des Münzbildes wird die Eigenschaft der hier abgebildeten Fortuna genannt: FORT(una) RED(ux), also die Zurückführende oder auch Heimbringende. Seit Augustus lag es in den Händen dieser Göttin, die römischen Kaiser wohlbehalten von Feldzügen oder Reisen nach Rom zurück zu geleiten. Dieser Sesterz des Hadrian entstand in seinen ersten Regierungsjahren und feierte die Ankunft des neuen Kaisers in Rom im Jahr 118, nachdem er zuvor Statthalter in der Provinz Syria gewesen war. [Sonja Hommen]

Medaille auf den großen Kometen 1618

Welchen großen Eindruck Kometen seit jeher auf die Menschheit hinterließen, belegen nicht nur zahlreiche Beschreibungen, Flugblätter und sogar Tapissieren. Auch auf Medaillen finden sich Darstellungen der Schweifsterne, wie auf dieser Prägungen, die anlässlich des großen Kometen von 1618 ausgegeben wurde. Die Vorderseite der Medaille zeigt einen Sarg, auf dem ein Schwert und ein Helm liegen. Davor befindet sich ein aufgeschlagenes Buch, links von der Bahre steht ein abgestorbener Baum, während oben der Komet abgebildet ist. Die Inschrift BEDROVNG EINES COMETENS drückt die Furcht vor Kometen als Unheilsbringer zu jener Zeit aus. Im Abschnitt wird der göttliche Bezug zu dem schlechten Omen am Himmel deutlich: ES WERDEN ZEICH(en) GESCHE(hen) LV(kas) 21 (Vers 11). Die Inschrift auf der Rückseite hofft auf die Buße der Menschheit: GOTT GEB DAS VNS DER COMETSTERN BESSERVNG VNSERS LEBENS LERN 1618. [Lilian Groß]

Dukat auf die Domweihe in Salzburg, 1628

Die Geschichte des Salzburger Doms begann bereits im 8. Jahrhundert, als ein romanischer Bau. Im 12. Jahrhundert brannte er das erste Mal ab und wurde als fünfschiffige Basilika neu errichtet. Als diese im 16. Jahrhundert ebenfalls durch Feuer vernichtet wurde, begann 1614 mit der Grundsteinlegung der Neubau. Am 25. September 1628 war es dann soweit: In einer achttägigen Feier wurde der Dom geweiht. Fürsterzbischof Paris von Lodron (1586-1653), dem es während des Dreißigjährigen Krieges gelang, Salzburg den Frieden zu bewahren, nahm die Weihe vor. Zu diesem Anlass wurde auch ein Dukat herausgegeben. Auf der Vorderseite tragen vier Bischöfe einen Reliquienschrein, begleitet von zwei Engeln mit Weihrauchgefäßen. Die Umschrift SS(ancti) RUVPERTVS ET VIRGILIVS PATRONI TRANSFERVNTVR 24 SEPT(embris) weist auf den Transfer der Gebeine der Stiftsheiligen in den Dom einen Tag vor der Weihe hin. Rückseitig ist das Gotteshaus zu sehen, rechts und links gehalten von den zwei Stiftsheiligen St. Rudbertus und St. Virgilius, welche auf Wolken ruhen. Unten sind die Wappen des Stifts Salzburg und das der Familie Lodrons abgebildet. [Lilian Groß]

Medaille auf die Erbauung der neuen Fassade des Louvre, 1667

König Ludwig XIV. (1683-1715) von Frankreich und Navarra, besser bekannt als der „Sonnenkönig“, verhalf der französischen Kultur durch das fördern von Wissenschaft und Kunst zu einer Blütezeit. Unter seiner Regentschaft wurde die Ostseite des Louvre, der heute das drittgrößte Museum der Welt beherbergt, umgestaltet. Die ursprünglichen Baupläne des italienischen Architekten Bernini wurden nicht umgesetzt. Stattdessen wählte Ludwig XIV. den Entwurf des französischen Künstlerkollektivs mit Louis Le Vau, Charles Le Brun sowie den Brüdern Claude und Charles Perrault. Die Bauzeit begann 1667 und wurde nach 7 Jahre vorzeitig eingestellt. Die Medaille zeigt auf dem Revers die Planzeichnung der neuen Fassadengestaltung der Ostseite: mit ihren freistehenden Kolonnaden prägte sie den Baustil zukünftiger Epochen in Frankreich. Die Legende LVDOVICO XIV. REGNANTE ET AEDIFICANTE auf der Vorderseite der Medaille weist König Ludwig XIV. als Bauherrn aus. [Lilian Groß]

Denar des Septimius Severus mit Darstellung der Aequitas

Keine andere römische Tugend findet sich so häufig auf Münzen der römischen Kaiserzeit wie Aequitas, die Personifikation der Gerechtigkeit und Gleichheit. Ihre Waage symbolisiert Ausgewogenheit, das Füllhorn Reichtum, von dem jeder seinen gerechten, ihm zugemessenen Anteil bekommen soll. Durch die Umschrift AQVITATI AVGG (Augustorum) auf diesem Denar gibt sich der Kaiser (mit seinen Söhnen) selbst als Garant und Urheber dieser Gerechtigkeit aus. Als Bildmotiv auf Münzen bezieht sich diese Botschaft weniger auf römische Politik und Rechtsprechung als vielmehr ganz konkret auf das Gleichmaß der kaiserlichen Emissionen in Gewicht und Metallgehalt und ihre Zuverlässigkeit als Zahlungsmittel. Interessanterweise waren zum Zeitpunkt der Prägung dieses Exemplars, am Ende des 2. Jahrhunderts, Silberanteil und Kaufkraft der Denare im Vergleich zu früheren Jahrzehnten deutlich gesunken. [Sonja Hommen]

Sesterz des Trajan mit Darstellung der Alimenta Italiae

Die Sicherung von Wohlstand und materieller Versorgung zeichnete in den Augen des römischen Volkes einen guten Herrscher aus, weshalb Personifikationen von Fruchtbarkeit, Ernte und Überfluss, wie Annona oder Abundantia, beliebte Motive der kaiserlichen Münzprägung waren. Ihre typischen Attribute, ein überquellendes Füllhorn sowie Kornähren in der rechten Hand, trägt auch die weibliche Person auf diesem Sesterz, die auf Grund der Benennung im Bildabschnitt als personifizierte ALIM(enta) ITAL(iae) angesprochen werden kann. Diese „Alimente“ waren als kaiserliche Versorgungsleistung zur materiellen Unterstützung benachteiligter Kinder von Nerva eingeführt und von seinem Nachfolger Trajan erheblich ausgeweitet worden. Das Kind, das links neben der Alimenta steht und über das sie schützend ihre Hand auszustrecken scheint, hält eine Schriftrolle in der Hand, die vielleicht eine Art Berechtigungsschreiben für diese kaiserliche Wohltat beinhaltet. [Sonja Hommen]

Denar der Sabina mit Darstellung der Concordia

Eine würdevoll thronende Dame verkörpert auf dieser Münze die eheliche Eintracht des Kaiserpaares, die Concordia Augusta, die für den Fortbestand der Herrscherfamilie und somit für die Zukunft des römischen Staates von großer Bedeutung war. Doch die hier beschworene glückliche Ehe von Hadrian und Sabina war offenbar nicht von Zuneigung geprägt und blieb kinderlos. Das Motiv der sitzenden Concordia mit einer Opferschale in ihrer ausgestreckten Rechten weist auf eine Kultstatue, die im republikanischen Concordia-Tempel auf dem Forum Romanum für die politische Einheit Roms stand. Auf dieser besonders schön erhaltenen Münze lassen sich Einzelheiten erkennen wie die Statue der Spes, Personifikaton der dynastischen Hoffnung, auf welche sich der Arm der Concordia stützt, als auch das Füllhorn unter dem Thron oder Details der Frisur. [Sonja Hommen]

Aureus des Severus Alexander mit Darstellung der Libertas

Libertas, die Personifikation der Freiheit, ist an einem besonderen Attribut zu erkennen: In ihrer Rechten hält sie eine als Pileus bezeichnete Filzkappe, die ähnlich der Toga als Zeichen des römischen Bürgerrechts galt und vor allem von freigelassenen Sklaven getragen wurde. Ein Füllhorn, das Symbol für Großzügigkeit und Überfluss, wurde dieser ältesten auf römischen Münzen dargestellten Personifikation erst im 3. Jahrhundert hinzugefügt, um den Zusammenhang von Freigebigkeit (Liberalitas) und Freiheit (Libertas) zu betonen. Der junge Kaiser Severus Alexander wollte mit dieser Prägung aus seinem ersten Regierungsjahr nach der tyrannischen Herrschaft seines Vorgängers Elagabal offenbar die wiederhergestellte Freiheit des römischen Staates und seiner Bürger verkünden. [Sonja Hommen]

Antoninian des Gordian III. mit Darstellung der Pax

Die Eile und Dringlichkeit, mit der Pax, die Personifikation des Friedens, durch das Münzbild läuft und ihren Olivenzweig vorstreckt, verdeutlicht sehr anschaulich das Bedürfnis nach einem Ende der kriegerischen Konflikte, welche zur Zeit der Prägung dieses Antoninian unter Gordian III. im Römischen Reich herrschten. Die hier beschworene Pax Augusti, also der vom Kaiser herbeigeführte und garantierte Frieden, war zur Zeit des Augustus ein tatsächlicher Zustand, fast dreihundert Jahre später aber gefährdeten Aufstände in den Provinzen und Kriege an den Grenzen des riesigen Reiches Sicherheit und Wohlstand. Nur militärische Siege konnten in dieser Situation noch den Frieden bringen, weshalb Pax hier, kampfbereit mit einem Helm ausgerüstet, in der sonst für die Siegesgöttin Viktoria typischen Haltung des Herbeieilens dargestellt ist. [Sonja Hommen]

Denar der Julia Domna mit Darstellung der Pietas

Eine der wichtigsten römischen Tugenden, die Pietas, verpflichtete zum gewissenhaften Verhalten gegenüber Göttern und Menschen, zur Fürsorge für die eigenen Eltern und Kinder ebenso wie zur Ausübung religiöser Handlungen. Dementsprechend wurde ihre Personifikation häufig mit verschleiertem Haar beim Opfer oder in Gebetshaltung an einem Altar dargestellt, wie auf diesem Denar der Julia Domna. Interessant ist hier die Umschrift PIETAS PVBLICA, die auf einen öffentlichen Aspekt verweist: Wahrscheinlich sollte die vorbildliche Pflichterfüllung der Kaiserin im Dienste des Staates zum Ausdruck gebracht werden. Als Frau des Septimius Severus und als Mutter der späteren Kaiser Geta und Caracalla wurde ihr die Rolle einer Vermittlerin zwischen Göttern, Herrscherhaus und Volk zugeschrieben, deren Verhalten im Sinne der Pietas für Ausgleich und Frieden sorgte. [Sonja Hommen] Vorderseite: Drapierte Büste der Iulia Domna nach rechts. Rückseite: Pietas steht mit erhobenen Händen nach links vor einem Altar.

Denar des Septimius Severus mit Darstellung der Providentia

Mit den Attributen höchster Macht, Zepter und Globus, wird Providentia auf Münzen dargestellt, die Personifikation der Vorsehung. Mit dem Stab in der rechten Hand dirigiert sie den Lauf der Welt zu ihren Füßen. Neben dem Einfluss der Götter auf das Leben der Menschen (Providentia Deorum) verkörperte Providentia in der Kaiserzeit häufiger die kluge Voraussicht der Herrscher (Providentia Augustorum), die wiederum von göttlicher Eingebung gesteuert wurde. Dabei waren für das Wohl des Römischen Reiches die richtigen politischen und militärischen Entscheidungen ebenso von Bedeutung wie eine vorausschauend geplante Nachfolgeregelung, da sonst beim Tod des Kaisers Bürgerkrieg und Unsicherheit drohten. Mit diesem Denar zeigte Septimius Severus, dass er die Erwartungen an die kaiserliche Vorsorge für diesen Fall optimal erfüllte. Er hatte seine beiden Söhne Caracalla und Geta zu Mitregenten ernannt, die auch in der Umschrift PROVID AVGG durch die Pluralform AVGG (Augustorum) als Garanten und Träger der Providentia gleich miterwähnt wurden. [Sonja Hommen]

Aureus des Severus Alexander mit Darstellung der Salus

Salus, die Personifikation von Gesundheit und Wohlergehen, wurde bereits zur Zeit der römischen Republik als Bewahrerin des staatlichen Wohls kultisch verehrt. Später setzte man sie mit der griechischen Hygieia gleich, weshalb die Schlange, das Symbol für medizinische Heilung, als ihr typisches Attribut auftaucht. Als Motiv auf Münzen der römischen Kaiser konnte Salus sowohl das öffentliche Wohlergehen von Volk und Staat verkörpern (Salus Publica), als auch die persönliche Gesundheit des Kaisers (Salus Augusti). Auf dieser Goldmünze von Severus Alexander ist sie als thronende Göttin zu sehen, die eine sich um einen Altar windende Schlange füttert. Die Darstellungsweise war zur Zeit dieser Prägung, 223 n. Chr., bereits seit über hundert Jahren als Münzmotiv bekannt, weshalb der noch minderjährige Kaiser Severus Alexander in den ersten Jahren seiner Regierung mit dieser Neuauflage offenbar auf Kontinuität und Tradition setzte. [Sonja Hommen]

Denar des Caracalla mit Darstellung der Virtus

Der militärische Aspekt der Virtus ist deutlich an der Personifikation dieser kaiserlichen Tugend zu erkennen, die mit Helm, Schild und einem Dolch, dem sogenannten Parazonium, ausgerüstet ist und damit kriegerischen Göttinnen wie Minerva oder Roma zum Verwechseln ähnlich sieht. Ursprünglich bezeichnete Virtus eine allgemeine Tugendhaftigkeit, durch die man sich Ehre und Ruhm auch im zivilen Bereich verdienen konnte, doch im Lauf der römischen Kaiserzeit beschränkte sich die von ihr verkörperte Botschaft auf die persönliche Tapferkeit und den Kampfesmut der Herrscher (VIRTVS AVGVSTOR(um)) bei kriegerischen Auseinandersetzungen. Die daraus resultierenden Siege werden auf diesem Münzbild von der kleinen geflügelten Viktoria auf der ausgestreckten Hand der Virtus symbolisiert. Anlass zur Prägung dieses Denars könnte der Britannienfeldzug des Kaisers Septimius Severus gewesen sein, den sein Sohn und Mitregent Caracalla zu einem siegreichen Abschluss führte. [Sonja Hommen]

Medaille von Christian Maler auf das Reformationsjubiläum 1617

100 Jahre nach dem Beginn der Reformation wurden viele Erinnerungsmedaillen ausgegeben, um an dieses Ereignis zu erinnern. Die Prägung Christian Malers zeigt auf der Vorderseite Martin Luther, der einen Scheffel von einer brennenden Kerze nimmt. Eine solche Darstellung findet sich auf vielen Reformationsmedaillen: Nach Ansicht ihrer Anhänger brachte die neue Lehre Licht in das katholische Dunkel. Die Rückseite der Medaille zeigt einen Schwan, ein Sinnbild für Martin Luther. Vor seiner Hinrichtung auf dem Konstanzer Konzil 1415 soll Jan Hus, dessen Name auf Tschechisch Gans bedeutet, gesagt haben: „Heute bratet ihr eine Gans, aber aus der Asche wird ein Schwan entstehen“. Dieser Ausspruch wurde später auf Martin Luther bezogen, der Schwan wurde zu seinem Symbol. [Matthias Ohm

Straßburger Talerklippe auf das Reformationsjubiläum 1617

Im Jahr 1617 wurde in Straßburg die 100. Wiederkehr von Luthers Thesenanschlag gefeiert. Der Rat der Reichsstadt ließ zu diesem Anlass mehrere Gedenkprägungen herstellen, darunter auch Talerklippen. Ihre Vorderseiten zeigen das Stadtwappen in einem doppelten Schriftkreis, im inneren steht: POST TENEBRAS LVX – Licht nach der Dunkelheit. Dieser Satz aus dem Buch Hiob wurde von den Protestanten häufig verwendet: Die katholische Kirche wurde als Hort der Dunkelheit angesehen; Luther und die anderen Reformation brachten Licht in diese Finsternis. [Matthias Ohm]

Silberabschlag eines Doppeldukaten der Reichsstadt Ulm auf das...

Zum 100. Reformationsjubiläum 1617 gab die Reichsstadt Ulm Doppeldukaten aus. Mit den Stempeln für diese goldenen Prägungen wurden auch silberne Abschläge produziert. Sie zeigen auf der Vorderseite den Ulmer Wappenschild mit einem Spruchband, das den Namen der Stadt nennt. Die Umschrift auf dem Avers nennt den Anlass der Prägung in deutscher Sprache (GEDECHTNVS DES EVANGELISCHEN IVBELJAHRES), die Umschrift auf dem Revers in lateinischer Sprache (MEMORIA IVBILAEI EVANGELICI). Auf der Rückseite ist ein aufgeschlagenes Buch dargestellt, es trägt den Text VERBUM D(omi)NI MANET IN AETERNVM. Dieser Satz war im Reformationszeitalter ein Wahlspruch der Protestanten. [Matthias Ohm]

Sächsischer Vierteltaler auf die 100-Jahrfeier der Reformation

Um an die 100. Wiederkehr von Luthers Thesenanschlag zu erinnern, gab Kurfürst Johann Georg I. von Sachsen im Jahr 1617 diesen Vierteltaler aus. Auf der Vorderseite ist der Münzherr dargestellt, umgeben von dem protestantischen Wahlspruch VERBUM DOMINI MANET IN AETERNUM – Das Wort Gottes bleibt in Ewigkeit. Die Rückseite zeigt den sächsischen Kurfürsten Friedrich den Weisen, der Luther vor dem Zugriff der geistlichen wie weltlichen Gerichte bewahrte und so das SECVLVM LVTHERANVM – das lutherische Jahrhundert – eingeleitet hatte. [Matthias Ohm]

Sächsischer Taler auf die 100-Jahrfeier der Augsburger Konfession, 1630

Um an die 100. Wiederkehr der Übergabe des Augsburger Bekenntnisses zu erinnern, wurden 1630 in Sachsen, wo die Reformation ihren Ausgang genommen hatte, verschiedene Gold- und Silbermünzen ausgegeben. Darunter auch dieser Taler. Seine Vorderseite zeigt den Münzherrn, den 1630 regierenden Kurfürsten Johann Georg, die Rückseite mit Johann dem Beständigen den Herrscher, der die Reformation in Sachsen eingeführt und verteidigt hatte. Die Inschrift auf der Vorderseite nennt den Anlass der Emission, die auf der Rückseite einen Vers aus den Sprüchen Salomos: NOMEN DOMINI TVRRIS FORTISSIMA – Der Name des Herrn ist eine feste Burg. Mit der Neuenstädter Sammlungen kamen zwei Münzen diesen Typs in die Kunstkammer. [Matthias Ohm]

Medaille auf Martin Luther

Auf der Vorderseite der Medaille ist das Brustbild Martin Luthers nach rechts dargestellt. Die Umschrift nennt seinen Namen (MARTINVS LUTHERVS), das Herstellungsjahr der Medaille (ANNO MDXXXXI – 1541) und das Alter des Dargestellten (ETAT(is) SVAE LXI – in seinem 61. Lebensjahr bzw. im Alter von 61). Allerdings passen die Angaben nicht zusammen: Luther wurde 1483 geboren, war 1541 also erst 58 Jahre alt. Die Rückseite zeigt in einer gravierten Umrahmung das Brustbild Christi. [Matthias Ohm]

Gedenkmedaille an das Armbrustschießen der Reichsstadt Straßburg, 1576

Im Jahr 1576 fand in Straßburg ein großes Preisschießen statt, an dem auch Schützen aus Bern und Zürich teilnahmen. Um an dieses Fest zu erinnern, gab die Reichsstadt Gedenkprägungen im Wert eines Reichsguldens aus. Auf der Vorderseite sind zwei Büchsen und eine Armbrust dargestellt, begleitet von der Inschrift LVD(is) PVB(licis) – für die öffentlichen Spiele. Die Rückseite zeigt das Wappen Straßburgs. Die Inschrift lautet: IVVENTUTI ARGE(ntinensi) MNEMOSIN(on) – Erinnerung für die Straßburger Jugend. [Matthias Ohm]

Medaille auf den Zug des schwedischen Heeres über den Großen Belt, 1658

Während des Zweiten Nordischen Krieges 1655-1660/61 zwischen Polen-Litauen und Schweden um die Vorherrschaft im Baltikum, unternahm der schwedische König Karl X. Gustav (1622–1660) ein militärisch wagemutiges Manöver. In der Nacht vom 5. zum 6. Februar 1658 marschierte seine Armee über den zugefrorenen Großen Belt, die Meeresstraße zwischen den Inseln Fünen und Seeland, um das dänische Heer, das auf der Seite von Polen-Litauen stand, zu überwältigen. Der Überraschungsangriff gelang, Dänemark musste im Frieden von Roskilde 20 Tage später Gebiete an Schweden abtreten. Die Medaille zeigt auf dem Avers das Konterfeit Karl X. Gustav bekrönt mit Lorbeerkranz. Auf dem Revers ist der Zug des Heeres über die Eisfläche dargestellt, im Vordergrund befindet sich Fünen. [Lilian Groß]

„Judenmedaille“ auf Karl den Großen, frühes 17. Jahrhundert

Um 1619 entstand, vermutlich in Prag, die goldene Medaille. Sie zählt zu den sogenannten „Judenmedaillen“, welche jeweils Heilige und Herrscher abbilden. Auf dem Avers ist Karl der Große (747/748-814) im Krönungsornat wiedergegeben: in der rechten Hand hält er das Reichsschwert, in der anderen den Reichsapfel, sein Haupt ziert die Reichskrone. Auf dem Revers ist der Marienmünster in Aachen zu sehen. Aachen war die wichtigste Residenz Karls des Großen, weshalb im Marienmünster bis ins frühe 16. Jahrhundert alle deutschen Könige gekrönt wurden. Karl selbst erhielt 800 in Rom von Papst Leo III. (um 750-816) die Kaiserwürde. [Lilian Groß]

Medaille auf die Industrie der Stadt Augsburg, 1677

Wie stolz Einwohner auf ihren Fleiß, ihre Stadt und ihre bedeutenden Bauten waren, zeigt diese Medaille: Dargestellt ist die Westfassade des Augsburger Rathauses, das zu den bedeutendsten deutschen Bauten der Frührenaissance zählt. Dessen Hauptportal ziert die Inschrift PUBLICO CONSILIO PUBLICAE SALUTI – Auf Beschluss der Stadt, für das Wohl der Stadt, die sich auch auf der Medaille findet. Unterbrochen wird die Inschrift durch die Wappen der beiden Stadtpfleger (Bürgermeister) Johann I. von Langenmantel und Leonhard Weiß. Auf dem Revers stehen die Personifizierungen der Stadt Augsburg und der Künste auf einem Postament und reichen sich die Hände. Eine Fülle von Emblemen des Gewerbes, der Kunst und der Wissenschaft, z. B. Druckerpresse, Malerpalette und Globus, rahmen die beiden Figuren ein. [Lilian Groß]

Medaille auf einen Kometen 1618

Kometen wurden lange Zeit als Unheilsbringer, als Vorboten von Katastrophen, angesehen. Diese Furcht gipfelte in der Annahme, Gott selbst habe die Kometen als Zeichen gesandt, um die sündige Menschheit zu warnen. Im Jahr 1618 waren gleich drei dieser Boten am Himmel mit bloßem Auge zu sehen. Die Medaille zeigt auf der Vorderseite einen der Kometen, dargestellt ist ein Stern mit strahlenförmigem Schweif. Geflügelte Köpfe von vier Putti in den Winkeln und reiche florale Ornamentik rahmen ihn ein. Die Inschrift benennt das Datum, an dem der Komet gesichtet wurde: 25. Aug(ust). Auf dem Revers sind unter der Sonne zwei flehende Hände abgebildet, die sich aus dem Wasser erheben. Das Schilfrohr links sowie der Leuchter mit brennender Kerze auf der rechten Seite weisen ebenso wie die Inschrift „Esai 42“ auf Gott hin. Im Buch des Propheten Jesaja heißt es: „Das zerstoßene Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen.“ (Jes 42, 3). [Lilian Groß]

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